Krankenhaus ist einfach geil

Vorbereitung

Ich hatte eine kleinere OP im Johanniter Krankenhaus in Bonn. Das erste mal seit Jahrzehnten. Nichts besonderes, präventiv, aber notwendig.

Es gab nette Einweisungsgespräche die ich zum Teil verstanden habe, aber da ich mich selber nicht vorbereitet hatte, konnte ich keine vernünftigen Fragen stellen und irgendwie, weil alles so nett war, dachte ich mir: wird schon gut gehen. Die haben ja Routine, lass uns Zeit sparen.

Ich sollte ein Vollnarkose bekommen, da wurde ich dann doch nervös. Hatte ich noch nie im Leben gehabt.

Die Nacht vor der OP wurde ich grantig. Das bekam meine Familie zu spüren.

Der erste Tag im Krankenhaus

Früh ankommen um lange zu warten. Darauf hatte ich mich eingestellt. Und sogar der Tag. Das vegetarische Mittagessen war lecker. Ich lag im Bett und irgendwann nachmittags kam die Ärztin und meinte: morgen ist der bessere Tag für die OP. Ich ging nach Hause. In der Zwischenzeit hatte mich mein Zimmernachbar, ein Rentner, sehr gut unterhalten. Lauter unterhaltsame Stories aus seinem Leben, kein Gejammer über seinen Zustand nach seiner Krebs OP, obwohl er nicht ganz rausgeschnitten werden konnte. So'n Typ im Zimmer und Du brauchst weder Buch noch Handy.

Der zweite Tag im Krankenhaus

Ich war um 7 noch gar nicht richtig angekommen und schon musste ich unters Messer. Man dar nicht selber in den Schlachtraum, sondern man wird da im Bett reingeschoben. Auch lustig: ich war erst im falschen Raum für die Narkose, freute mich aber sehr, daß es bemerkt wurde. So ein bißchen Digitalisierung scheint nicht zu schaden.

Das beste an der OP: die Narkose

Die erste Narkose im Leben, der ich mir bewußt bin. Mein Fazit: echt geil.

Die Narkoseärztin war echt nett und meinte gleich wird es sich so anfühlen wie bei einem Glas Champagner. Oder sagte sie Sekt? Bin ja schließlich Kassenpatient. Naja, wenn ich Sekt trinke kriege ich kein Kribbeln im Gesicht und ausserdem merke ich mir hinterher wie ich so eingeschlafen bin. Hier nicht.

Das Aufwachen, man hatte mich wieder in mein ursprüngliches Bett reingehievt, war schön. Ich hatte noch nie so ein Gefühl im Leben gehabt so tief geschlafen zu haben, wirklich wunderbar, super entspannt, fast wie neu geboren. Wenn es nur darum ginge, würde ich gerne öfters operiert werden.

Ich war noch müde und wollte weiterschlafen, konnte mich aber als Labertasche jedoch nicht den Unterhaltungen um mich herum entziehen. So schläft man natürlich nicht weiter.

Weitere Selbsterkenntnis

Wieder im Zimmer angekommen, war mein Zimmernachbar leider weg. Dafür war ich alleine und das hatte auch seine Vorteile. Wohl das erste mal seit Jahren fühlte ich mich nichts und niemanden verpflichtet. Weder meinem Ehrgeiz irgendwas zu tun, noch den Anforderungen anderer. Nur positive Gedanken durchflossen meinen Kopf. Ich vergaß an Menschen zu denken, die mir auf den Sack gehen. Sehr friedlich. Davon würde ich gerne etwas in den Alltag mitbringen.

Zu meinem Frieden trugen aber auch die sehr freundlichen Pflegekräfte bei. Von denen kann man wirklich Service lernen. Noch einmal: ich bin Kassenpatient.

Epilog

Nun liege ich zuhause und schreiben diesen Post. Johanniter Krankenhaus, ich fand Dich gut.

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